Mit Eintritt in die Schule werden die Kinder fähig, die Welt nicht nur in ihren äußeren Erscheinungen kennen zu lernen, sondern sie mit innerlicher seelischer Kraft zu durchdringen. In diesem Alter sind die Kinder gefühlsbetonte Wesen.
Daran knüpft der Unterricht in seiner Methodik an – Bildhaftigkeit und Gefühlswärme werden vermittelt. Das Schreibenlernen in der 1. Klasse beginnt mit Übungen im Formenzeichnen und Malen.
Dabei erleben die Kinder die Formen noch losgelöst von ihrer Bedeutung, erst später werden sie diese in den Buchstaben wiederfinden. Das Malen erschließt die reiche Welt der Farben so, dass die Kinder Gefühlsqualitäten an ihnen erspüren lernen. Die Buchstaben entwickeln sich für die Kinder aus Bildern und Erzählungen, wobei der Lehrer versuchen wird, die Geschichte so reich wie möglich auszuschmücken, um die Phantasie der Kinder zu wecken. Der Vokal U könnte z.B. mit der Geschichte über die Wanderung durch eine Schlucht bei anbrechender Dunkelheit eingeführt werden. Die Kinder erleben durch die Erzählung des Lehrers, wie in der dunklen Schlucht die Augen zur Ruhe kommen, dafür die Ohren um so eifriger hören können - Geräusche von Bäumen und Büschen, das Murmeln eines Baches oder die Rufe des Uhus durch die Nacht. Am nächsten Tag wird der Lehrer im Nacherzählen durch die Kinder bemerken, welche Vielfalt an Eindrücken bei ihnen hervorgerufen wurde. Mit großem Eifer malen dann die Kinder das Bild der Schlucht von der Tafel ab. Aus dem Bild der Schlucht lässt sich der Buchstabe U leicht entwickeln, doch er wurde nicht als abstraktes Bild eingeführt.
Auch in den anderen Fächern wird in dieser Weise verfahren. Rechnen erscheint nicht als abstraktes Zahlenwerk; Heimatkunde, Sternenkunde, Tier- und Pflanzenkunde werden unter den dargestellten Gesichtspunkten an die Kinder herangetragen. Dies gilt auch für den Fremdsprachenunterricht und alle anderen Fachunterrichte, die an den Hauptunterricht anschließen. Die einzelnen Fächer ermöglichen die Betonung verschiedener Aspekte bildhaften Lernens, so dass Einseitigkeit vermieden werden kann. Ziel hierbei ist, ein dem jeweiligen Entwicklungsstand der einzelnen Kinder angemessenes reiches und gesundes seelisches Leben zu ermöglichen neben der auch erforderlichen Wissensvermittlung. Im Unterricht wird versucht, die einseitige Beanspruchung von Denken, Fühlen und Wollen zu vermeiden oder zumindest zu mildern. Dazu muss er lebendig-abwechslungsreich, eben künstlerisch gestaltet sein, um die verschiedenen Schichten der Schüler anzusprechen und Interesse zu wecken.
Das stabile Gefühlsleben in diesem Lebensabschnitt soll Grundlage für eine kraftvolle Entwicklung auch der intellektuellen Fähigkeiten in den späteren Schulphasen sein.
In der Unterstufe, 1.bis 4. Klasse, müssen die Inhalte für das Kind im Grundschulalter also nicht gedanklich abstrakt, sondern bildhaft konkret sein.